Montag, 20. April 2020

Großherzogliche Grabkapelle Karlsruhe | Allgemeines 23.April 1923: Luise von Baden, Begründerin des badischen Frauenvereins, stirbt

Am 23. April 1923 starb Großherzogin Luise von Baden. Als Tochter des deutschen Kaisers Wilhelm I. wuchs sie in einer monarchisch geprägten Welt auf und lebte nach deren Idealen. Ihr soziales Engagement wirkt noch Jahrzehnte über ihren Tod hinaus. Und auch heute noch legen Nachfolgeorganisationen des von ihr gegründeten badischen Frauenvereins Kränze und Blumen in der großherzoglichen Grabkapelle im Karlsruher Hardwaldt für sie nieder.

KINDHEIT IN BERLIN UND KOBLENZ

Prinzessin Luise (1838-1923) wuchs am Hof in Berlin auf: Sie war die Tochter von Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I. (1797–1888), und seiner Frau Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890). Luise von Preußen wurde privat unterrichtet: Ihre Mutter wählte Lehrer und Fächer aus. Geisteswissenschaften und „fürstliche Tugenden“ standen auf dem Lehrplan. Das Leben der Familie war eng mit der häufig besuchten Kurstadt Baden-Baden verbunden: Wilhelm und seine Frau Augusta hielten sich hier gerne auf. Bei einem der Besuche lernte Luise den jungen Friedrich von Baden (1826–1907) kennen.

 

EIN ZUFRIEDENES PAAR

Mit 18 Jahren, am 20. September 1856, heiratete Luise Friedrich von Baden, wenige Tage nach seiner Proklamation zum Großherzog von Baden im Berliner Stadtschloss. Während die Ehe ihrer preußischen Eltern wohl wenig glücklich war, verstand sich Luise mit Friedrich gut. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor: Friedrich, der später der letzte badische Großherzog wurde, Prinzessin Viktoria und als Jüngster Ludwig Wilhelm. Viktoria heiratete Gustav von Schweden aus dem Haus Bernadotte – und ist damit die Ur-Urgroßmutter der heutigen schwedischen Kronprinzessin Victoria.

 

DAS SCHICKSALSJAHR 1888

Drei Kaiser gab es 1888 – und drei Todesfälle in Luises Familie. Ende Februar waren Friedrich und Luise auf dem Weg nach Südfrankreich, als sie von der Krankheit ihres jüngsten Sohnes Ludwig Wilhelm hörten. Eine Lawine nahe Luzern hinderte sie, noch rechtzeitig vor seinem Tod bei ihm in Freiburg zu sein. Nur zwei Wochen später: der Tod von Luises Vater Kaiser Wilhelm I. Dann kam der „99-Tage-Kaiser“ an die Macht – Luises krebskranker Bruder Friedrich III. Nach dessen Tod wurde sein Sohn als Wilhelm II. der letzte deutsche Kaiser. Um in einem privaten Raum ungestört trauern zu können, ließ das großherzogliche Paar die Grabkapelle errichten. In der Gruft der evangelischen Stadtkirche von Karlsruhe, wo Ludwig Wilhelm neben anderen Familienmitgliedern zunächst begraben worden war, fühlte sich das Paar zu sehr den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt.

 

DIE LETZTEN JAHRE DER GROSSHERZOGIN IN DER REPUBLIK

Das Ende des Ersten Weltkriegs brachte auch das Ende der Monarchien. Luises ältester Sohn, Großherzog Friedrich II. dankte ab und die seit elf Jahren verwitwete Großherzogin floh im November 1918 auf die Burg Zwingenberg am Neckar. Aufenthalte auf Burg Langenstein und der Bodensee-Insel Mainau folgten. 1919 bezog sie schließlich ihren letzten Wohnsitz, Schloss Baden-Baden. Dort starb sie 1923, 84 Jahre alt. Ihr Leichnam wurde neben ihrem 1907 verstorbenen Gemahl, Friedrich I. in der Gruft der Grabkapelle im Hardtwald beigesetzt.

 

GRABMAL IN DER KARLSRUHER GRABKAPELLE

An Luise von Baden erinnert noch heute das weiße Grabdenkmal des Bildhauers Hermann Volz aus Carrara-Marmor. Sie ist als plastische Liegefigur dargestellt und erscheint wie schlafend, als könnte sie im nächsten Moment erwachen. Die große Realitätsnähe und die kunstvolle Wiedergabe drapierter Stoffe beeindruckt bis heute. Für seine Grabdenkmäler nahm Volz die Kenotaphe im Mausoleum von Schloss Charlottenburg zum Vorbild. Christian Daniel Rauch (1777–1857) hatte dort 1814 die Figur der Königin Luise von Preußen vollendet, ein Hauptwerk klassizistischer Skulptur. Während es Liegefiguren bereits im Mittelalter gab, fußt hier die Darstellung der Toten als Schlafende auf einer Auffassung der Romantik: Den Tod verstand man als „ewigen Schlaf“. Auf dem Sockel des Denkmals für Luise ist das Allianzwappen von Baden und Preußen eingemeißelt, auf der gegenüber liegenden Seite das Rote Kreuz im Lorbeerkranz, das daran erinnert, dass Luise die Rot-Kreuz-Schwesternschaft in Baden gründete.

 

VEREHRUNG ÜBER DEN TOD HINAUS
Geachtet wurde Großherzogin Luise für ihr soziales Engagement, wie es auch ihre Mutter, Kaiserin Augusta, an den Tag gelegte hatte. Zur Förderung der Krankenpflege gründete sie 1859 den ersten badischen Frauenverein, Vorläufer der Rotkreuz-Schwesternschaft. Der Frauenverein war federführend bei Kursen und Schulungen in der Hauswirtschaft. 1864 trat Baden als erster Staat der Genfer Konvention bei – zur Verbesserung der Situation verwundeter Soldaten. Der badische Frauenverein wurde zwei Jahre später als Landesverein des internationalen Roten Kreuzes anerkannt. Für eine Landesherrin lag das fürsorgliche Engagement in Fragen der sozialen Not nahe – und verschaffte ihr Respekt, ja Verehrung in der Bevölkerung. Bis heute erinnern Kränze und Blumen in der Karlsruher Grabkapelle an diese Verehrung: Die Nachfolgeorganisationen der von ihr begründeten Initiativen wie das Rote Kreuz widmen sie der Großherzogin zu Gedenktagen.

 

Information
Aktuell ist die Grabkapelle Karlsruhe wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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